Neuer Wind im Traditionsbetrieb

Viele bestehende Quadro-Kunden würden ihre Sortimente mit den trendigeren, körperbetonteren, preisaggressiveren Jacken verjüngen. Levi Meyer ist es aber auch schon gelungen, neue Kunden für sich zu gewinnen.

Handwerk von der Pike auf gelernt.

Gerade mal 28 Jahre alt, hat sich Levi Meyer schon viel Branchenwissen angeeignet. Gestartet ist er mit einer Detailhandelslehre in einem Herrenmodegeschäft. Gleich anschliessend, mit 19 Jahren, bekam er bei Boss die Chance, das Orange-Label in der Schweiz zu betreuen. "In den sechs Jahren bei Boss habe ich ungemein viel über die Branche und über das Funktionieren des Mode-Business erfahren", sagt er. Und natürlich hat er auch einen grossen Kundenkreis kennengelernt, was ihm jetzt zugutekommt. Nach Boss ging es ab nach Amerika, um die Sprache zu lernen und andere Lebenserfahrungen zu machen.

Ein Jahr Einarbeitungszeit.

Nach seiner Rückkehr wurde sein Lebenstraum aufgegleist. Er bekam die Chance Quadro von den Deutschen zurückzukaufen. "Ich brauchte schon ein bisschen Mut. Ja zu sagen zum eigenen Betrieb war für mich wie ein Sprung ins kalte Wasser", sagt er. Während eines Jahres begleitete er Marcel Cornuz, den langjährigen Quadro-Geschäftsführer, in seinem Berufsalltag. Er lernte, wie man Kollektionen auf die Beine stellt, brachte auch bereits seine Ideen ein, reiste mit zu den Lieferanten und lernte die Kunden kennen. Auf den       1. Januar 2010 hat er die Quadro Promotion AG, Zuchwil, übernommen. Die Kollektion Herbst/Winter 2010/11 ist seine erste eigene.

Nur positive Signale.

Nach zweieinhalb Monate zieht er eine positive Bilanz. Kein einziges negatives Signal habe er von der Kundschaft bekommen. Das Jahr Zusammenarbeit - quasi als "Lehrling" - mit Marcel Cornuz habe es mit sich gebracht, dass das Vertrauen der Kunden auch auf ihn als Person übertragen worden sei. Zudem hat er Quadro bereits zu 15 neuen Kunden verholfen. Die meisten von ihnen kennt er aus seiner Zeit bei Boss. 

Zeitgeist atmen und innovativ sein.

Bereits in der zweiten Saison wird jetzt das jüngere Label Q-21 verkauft. Levi Meyer setzt hier auf mehr - aber immer noch konsumige - Modigkeit und auch auf tiefere Preise mit einer Marge von 2,8 Prozent. Jacken für Frauen und Männer bewegen sich mehrheitlich im Bereich von 299 bis 499 Franken (Verkaufspreis). Gut 10 Prozent des Umsatzes hat man mit der neuen Kollektion, die auf Swissness setzt, in der letzten Saison bereits erwirtschaftet. Auf dem schwarzen Etikett liest man in Knallgrün "Q-21 Swiss company designed in Solothurn". Gas geben will Levi Meyer auch bei den Frauen, die bis jetzt 20 Prozent des Umsatzes ausmachen. "Das wird nicht so einfach sein, weil mein Netzwerk sehr Haka-lastig ist." Aber er ist sich sicher, dass das zu schaffen ist. Grosse Beachtung schenkt Levi Meyer den altbekannten Stärken des Traditionsunternehmens. Quadro ist sehr flexibel und trotz der China- und Indien-Produktion erstaunlich schnell. Levi Meyer arbeitet in Zuchwil mit einem dreiköpfigen Team zusammen, dazu kommt der langjährige Vertreter Werner Wey, der den Showroom im TMC betreut. 

Ein Name werden.

Levi Meyer weiss, dass das Mode-Business kein Spaziergang ist und er erst am Anfang seines Traumes steht, der auch beinhaltet, dass "Quadro ein Name wird, der Kompetenz ausstrahlt". Eine Marke zu werden, das sei zu ambitioniert, gibt sich der Ex-Boss-Mitarbeiter realistisch. Den Traum vom guten Namen jedoch will er sich mit harter Arbeit erfüllen. Zum Beispiel auch mit Präsenz an der Front, so Levi Meyer: "Damit ich selbst erfahre wie der Umgang mit dem Konsumenten ist, was ihn freut und was ihn ärgert, stehe ich regelmässig in unserem Outlet-Lädeli in Zuchwil."